Zu Besuch in der Jurte
Die Einladung in die Jurte ist spontan und herzlich. Unser Fahrer musste zwischen Tsenkher und Ugii nach dem Weg Fragen. Die starken Regefälle der letzten Stunden hatten Teile der Sandpiste überschwemmt. Er musste ausweichen und eine neue Strecke finden. Der Mann vor der Jurte zeichnet ihm die Strecke zum nächsten Camp mit einem Holzstecken in den nassen Steppenboden. Dann lädt er uns zu seiner Familie in die Jurte ein.

«Beim Betreten der Jurte nicht auf die Schwelle treten. Das wird als schlechtes Zeichen gewertet.» Der Merksatz aus unserem Reiseführer versuchen wir zu befolgen. Der Hausherr weist uns die Plätze auf der Westseite der Jurte zu. Er selber sitzt – wie erwartet – auf dem Platz gegenüber der Eingangstür. Die Mongolen nennen das den Chomjor – den Platz für den Chef der Sippe. Die Jurte ist einfach und zweckmässig eingerichtet. Immer mehr Kinder kommen in den Raum. Wir sitzen auf den kleinen Holzhockern. Die Frau des Hauses reicht uns «Sumtei tsai» den gesalzenen Tee mit Schafmilch. Florian entdeckt unter dem einen Bett eine kleine Ziege, die von einem der Kinder mit der Flasche gefüttert wird. Er kichert los und zeigt mit dem Finger auf die Ziege. Die andern Kinder lachen auch – das «Eis» ist gebrochen.

«Er liebe diesen Ort» meint Vater Oldoch. Schon seine Eltern sind im Sommer immer hier gewesen. Es ist schön hier – er freut sich immer wieder hierher zu kommen. Er und seine Frau haben drei Kinder und auch die Oma wohnt hier. Heute sind noch Kinder von seinem Bruder zu Besuch. Zwei seiner Kinder gehen bereits in die Schule. Es gibt eine internatsähnliche Schule für Nomadenkinder. Dort gibt es Jurten zum Wohnen und für den Unterricht. Ich frage den 8 jährigen Bub nach seinem Berufswunsch. «Polizist» antwortet er.

Die kleine Ziege und auch die Kinder werden immer neugieriger. Wir machen einige Fotos. Die Kinder sind begeistert sich selber auf dem Display der Kamera zu sehen. Alles sollen wir fotografieren. Kaum nehme ich die Kamera in die Hand, sitzen die Kinder schon fürs Foto bereit hin und lachen. In der Ecke läuft schon die ganze Zeit der Fernseher. Vor der Jurte steht eine Solarzelle und eine Satellitenschüssel. Das älteste Mädchen wechselt ab und zu das Programm. Schliesslich bleibt sie bei einem chinesischen Sender mit englischen Untertiteln hängen. Das kleine Mädchen holt eine zweite Ziege. Die ist erst vier Tage alt.

Er hat 100 Schafe und Ziegen erzählt Vater Oldoch. Dieses Jahr bleibt aber der Regen aus. Es ist zu trocken. Er hofft genügend Wasser zu haben bis in den Herbst. Sonst wird es ein sehr schwieriger Winter werden. Er muss jetzt einen neuen Ort suchen, wo es genügend Gras für alle Tiere gibt.

Am Schluss frage ich ihn nach seinem Wunsch für die Zukunft. «Er wisse nicht wie die Zukunft für Nomaden in der Mongolei aussehen wird», meint er. «Aber er hoffe weiterhin mit vielen Tieren durch das Land ziehen zu können». Mit seiner Hand zeigte er durch die Türe der Jurte in die Weite der mongolischen Steppe.


Bilder aus der Jurte
Bilder aus der Mongolei

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